Gewebte Bänder rund um die Ostsee

Gekrönte Schlange

Bandwebeschiffchen

Ein Blick auf das Standardschiffchen mit Doppelpitzen,

welches man beim Kauf eines Bandwebekammes dazu bekommt.

StandardschiffchenSchussgarndocke

Ein Weberschiffchen zum Einführen des Schussgarnes ist heute aus der Bandweberei nicht mehr weg zu denken, aber das war nicht immer so.
In Schweden und Estland zumindest
findet man heute noch Frauen, die ganz ohne Schiffchen weben: Sie schieben das Schussgarn in Form einer Docke durch das geöffnete Fach, welche derart aufgewickelt ist, dass bis zu 20 m Faden leicht abläuft, ohne sich zu verknoten. In Lappland nennt man dieses Knäuel den Uddo, schwedsche Wissenschaftler haben die Art, wie er aufgewickelt wird, bei den Saami wieder entdeckt.

So  wickeln die Saami den Schussfaden auf

Die geborgte Netznadel brachte große Erleichterungen. 


WebschwerterLesemessr
l
inks:
Alte Webschwerter aus ganz verschiedenen Zeiten und Ländern
rechts:
Schwedische Lesemesser

                                 <<< alle werden überflüssig >>>

Eine wichtige Erfindung brachte die Kammbandweberei technisch einen großen Schritt vorwärts: Die Frauen, die an den Meeresküsten wohnten,
kamen auf die Idee, die Netznadel der Fischer als Weberschiffchen zu  verwenden.
 Es sind vor allem drei Gegenden, wo die Netznadel zum Bandweben ge(miss)braucht wird: am Bottnischen Meerbusen bei den Sjö-Sami, den sesshaft gewordenen Lappen, die meist selbst Fischer sind, an der Ostsee bei den Frauen der Fischer  im ehemaligen Pommern, und drittens auch an der Küste Schwedens. Im Inland Schwedens hat man zwar den Leksand-Webstuhl und seine Verwandten zum Bandweben erfunden, aber wenn die Frauen mit dem Rückengurt arbeiten, benutzen auch sie weiterhin das Lesemesser, den Litzenstab, das Anschlagschwert und den Uddo.
 
Mit diesen Geräten stricken und flicken die Fischer seit uralten Zeiten ihre Netze.
Netznadeln
Für die Bandweberei hat die Netznadel Samenpraktisch drei Arbeitsgänge in einen zusammengefasst:

1. wird das Schussgarn auf die Nadel gewickelt und das Durchstecken des Knäuels entfällt.

2. hat die Nadel eine geschlossene Spitze und ist deshalb bestens geeignet, auch das Lesemesser zu ersetzen, die Musterfäden werden einfach mit der Spitze des neuen Schiffchens herausgelesen.

3. kann man die Kanten zurecht schleifen, 
so d
ass die Netznadel auch als Anschlagschwert geeignet ist.

Die Verwendung der Netznadel verwandelt also 3 einzelne Vorgänge in eine einzige fließende Bewegung.
Aus Erfahrung darf ich sagen, es geht wirklich viel schneller damit und es macht mehr Spaß.

Heute bekommt man zum Musterweben das unten gezeigte sogenannte Schwedische Schiffchen im Fachhandel zu kaufen, eine Weiterentwicklung der ururalten Netznadel mit 2 Spitzen:

Schwedisches Schiffchen



Noch ein ganz anderes Modell

ist in Norwegen gebräuchlich. Mein Mann hat es für mich liebevoll nachgearbeitet. Es hat eine Spitze, das Garn wird an der Seite aufgewickelt, der ganze übrige Körper ist ein kräftiges Anschlagmesser. In Norwegen haben diese Schiffchen an der Schlagekante noch eine Einlage aus Eisen oder Messing, damit sie sich nicht zu schnell abnutzen. Diese Form wurde entwickelt, um die breiten Trachtengürtel in Telemark aus reiner Wolle
mit Brettchen zu weben, denn Wolle filzt immer etwas und muss sehr kräftig angNorwegischeschlagen werden. Das ist eigentlich Männerarbeit. Ich nehme es auch gern für die Kammweberei, es liegt gut in der Hand, ist funktionsgerecht und hat doch so etwas vollendet Elegantes, wie eine Geige. Es hat wohl seine endgültige Gestalt in der Barockzeit bekommen, als nicht nur unsere Musikinstrumente, sondern auch manche Werkzeuge, wie zum Beispiel der beste Ziselierhammer meines Mannes, ein Erbstück von seinem Großvater.

weiter: zur Einführung

zurück zur Startseite