Wir
haben
früher mal gelernt, wie man
Strümpfe stopft, 1 drüber, 1 drunter..... und 1 drunter, 1
drüber...., wer weiß eigentlich heute noch, wie das geht? Und wieso
machte man eigentlich
gewebte Stopfstellen
an einem
gestrickten Socken?
Tja,
weben kann die Menschheit schon seit mindestens 7000 Jahren, das
Stricken
wurde erst um 1430 erfunden. Meine Mutti hat mir aber gezeigt, dass man
mit der Stopfnadel auch Strickmaschen machen kann, was viel besser
aussieht, sich besser dem Fuß anlegt, aber eben auch viel länger
dauert. So habe ich diese Kunst selten verwendet und heute brauche ich
sie nicht mehr.
Als den Webern das ewige 1 drüber, 1 drunter.. zu langweilig wurde,
kam
jemand auf die Idee, die Kettfäden, die gleichzeitig "drüber" laufen
sollen, alle zusammen auf
einmal hoch zu heben. Die erste Vorrichtung dafür war der
Litzenstab. Jeder 2. Kettfaden wurde durch eine kleine Garnschlinge,
die Litze, geführt, und alle Litzen sauber nebeneinander auf einem Stab
befestigt, der mindestens so lang war, wie die Breite des Webstückes.
Hebt man den
Litzenstab an, dann kommen alle unteren Fäden mit, zwischen
den anderen Fäden hindurch nach oben. Der dreieckige
Zwischenraum zwischen den beiden Fadenlagern, in welchen man das
Schussgarn einträgt, wird "das
Fach" genannt.
Der Eintrag war zuerst einfach ein Knäuel Garn, welches so
geschickt gewickelt war, dass es sich leicht abspulte, ohne dabei
auseinander zu fallen oder zu verknoten. Später erfand man verschiedene
Geräte, auf die
das Garn aufgewickelt werden konnte; zum Beispiel gebrauchte man einen
Stab, so lang
wie die Webarbeit breit war, mit zwei kleinen Astgabeln an den Enden.
Bei jedem "Schuss" wickelte sich eine Länge des Stabes ab. So arbeiten
die Nachkommen der Maya in Guatemala heute noch. Die höchste
Entwicklung war schließlich das
Weberschiffchen, in das
kleine Spulen mit Garn eingesetzt werden.
Die Kinder mußten die Spulen wickeln, damit die Erwachsenen schneller
weben konnten.
Um dem Gewebe Festigkeit zu verleihen, wurde der Eintrag mit den
Händen oder einem hölzernen Schwert fest
geschlagen, er wird zum
Einschlag.
Eine
frühe, einfache Webvorrichtung erkennt man auf
diesem Tontäfelchen aus Susa
im
Iran. Es soll 5300 Jahre alt sein
.
In
warmen Lädern mit wenig Regen wurden
die
Kettfäden
einfach am Boden ausgespannt und blieben dort, bis das Webstück fertig
war. Für feuchtere Gegenden entwickelte sich der Hochwebstuhl, ein
Balkengestell, das schräg an die Wand gelehnt wurde. Er kam um 3000 v.
Chr. zu uns in den Norden. Darüber berichte ich weiter unten
ausführlicher.
Etwa um das Jahr 1000 n. Chr.
kam dann der Flachwebstuhl auf,
und hier wird schließlich der spezielle Kamm, auch Reet genannt,
zum
Anschlagen benutzt. Diese Kämme
herzustellen, verlangte besondere Kenntnisse und Fähigkeiten.
Gottfried Keller hat in seiner Novelle "Die 3 gerechten Kammmacher"
diesem Berufstand ein Denkmal errichtet. Allerdings ging es dem Dichter
so sehr um die politischen Ansichten der kleinen Leute, dass die
Berufsbeschreibung der Kammmacher völlig unklar blieb. So glaubte
ich
lange, diese drei hätte einfach Kämme für die Haare
gemacht. In Dänemark in Aarhus, im Museum Gamle Stan (Alte
Stadt), fand ich dann ein Wohnhaus des Kammmachers und darin die
Erklärung: Einen Webstuhl konnte jedermann bauen, früher
bauten sich die einfachen
Leute ja auch
ihre Hütten selbst und wußten, wie man mit Balken umgeht,
dass das Holz
abgelagert sein muss und so weiter. Aber die Kämme mußte der
Weber beim
Spezialisten kaufen. Sie herzustellen war ein eigener Beruf.
Im Jahre 1733 erfand der englische Wollweber John Kay schließlich die
sogenannte
Schnellschütze, eine Vorrichtung, die dem Weber ermöglicht, das
Schiffchen schneller und vor allem auch weiter durch das Webefach zu
"schießen", als es mit der Hand möglich war. So wurde der Einschlag zum
Schuss, und die Stoffe
konnten viel breiter gewebt werden. In meiner
Kinderzeit war die normale Stoffbreite, die man kaufen
konnte, nur 90 cm,
und die Mode hatte ihre Schnittmuster
darauf abgestimmt
.
Vom Hause von meines Mannes Urgroßvater erzählt man sich aus der
Zeit, als die Schnellschütze eingeführt wurde, die Webstube sei zu
klein gewesen, um mit dem neuen Patent zu
arbeiten. So wurde einfach ein Loch in die Wand geschlagen und außen am
Haus ein hölzerner Kasten davorgebaut, und dann ging es los: Rumms -
rumms
... Die
Schnellschütze schaffte das Vierfache an Ware, als die
althergebrachte
Methode. Sie war aber auch der Anfang der Industriealisierung mit all
ihren Problemen.
Das ist ein trauriges Thema, aber wir wollen uns nun den alten
Hochwebstuhl genauer ansehen, denn der ist eng mit der Bandweberei
verbunden.
weiter: Der älteste Webstuhl in
unserem Lande
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